Der nachhaltig digitale Fortschritt: Warum Microsoft die Fortschrittsprioritäten der Menschen beobachtet
veröffentlicht am
Klimawandel, Corona-Pandemie, Energie-Diversifikation und Nachrüstung: Anzahl und Ausmaß der Herausforderungen, mit denen wir in Deutschland konfrontiert sind, haben sich dramatisch erhöht. Wir müssen größere und schnellere Fortschritte in immer mehr Bereichen erzielen – und das gleichzeitig.
Unsere Deutschlandchefin Marianne Janik erklärt in einem Gastbeitrag für das Magazin Verantwortung des FAZ-Instituts, warum Microsoft davon überzeugt ist, dass der Weg in die nachhaltig digitale Zukunft über den Dialog führt. Fortschritt setzt sich durch, wenn die Bereitschaft dafür in der Bevölkerung, in der Wirtschaft und in der Politik entsprechend hoch ist.
Dieser Artikel ist zuerst als Gastbeitrag im Magazin Verantwortung des FAZ-Instituts erschienen.
Als wir nach mehr als zwei Jahren Coronaviruspandemie das Wort „Krise“ schon längst nicht mehr hören konnten, löste der russische Angriff auf die Ukraine das nächste Beben aus. Dass der Weltklimarat ausgerechnet in diesen Tagen Ende Februar ein dramatisches Update seines Berichts zur Erderwärmung veröffentlichte, nahmen viele schon gar nicht mehr wahr – obwohl UN-Generalsekretär António Guterres diesen als „Atlas des menschlichen Leids und eine vernichtende Anklage gegen die verfehlte Klimapolitik“ bezeichnete. Er appellierte: „Jeder Bruchteil eines Grades zählt. Jede Stimme kann einen Unterschied machen. Und jede Sekunde zählt.“ Die Welt befinde sich im entscheidenden Jahrzehnt, um die Folgen des Klimawandels einzudämmen. 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen leben laut dem Report in Regionen, die als Klimafolgen-Hotspots anzusehen sind und ohne schnelle Maßnahmen hohen Risiken ausgesetzt seien. Die Diagnose: schockierend. Die öffentliche Reaktion: verhalten. Die Klimakrise: begraben unter anderen Krisen.
Keine Frage: Was in diesen Zeiten über uns hereinbricht, ist enorm herausfordernd, manchmal auch überfordernd. Das Gefühl der „Dauerkrise“ ist dabei keineswegs so neu, wie es sich unter dem Eindruck der jüngsten Entwicklungen vielleicht anfühlen mag. Der Soziologe Ulrich Beck veröffentlichte schon vor 15 Jahren sein Buch „Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit“. Darin beschreibt er, wie Klimakrise, islamistischer Terrorismus und Finanzkrise Gefahren noch nie dagewesenen Ausmaßes produziert haben. Im Angesicht mehrerer, parallel auftretender Gefahren in Starre zu verfallen und auf „normalere“ Zeiten zu warten ist also keine Option. Wir müssen uns um eine Krise kümmern, ohne die anderen zu vernachlässigen. Mit kühlem Kopf und vereinten Kräften daran arbeiten, Fortschritte in allen relevanten Bereichen zu erzielen. Und zwar jede*r dort, wo sie oder er kann und auch einen wertvollen Beitrag zu leisten vermag.
Herausforderungen derartiger Größenordnung sind nur gemeinsam zu stemmen. Fortschritt setzt sich durch, wenn die Bereitschaft dafür in der Bevölkerung, in der Wirtschaft und in der Politik entsprechend hoch ist. Der Dialog ist die Voraussetzung für gemeinsames Handeln: Wir dürfen auch mal ratlos sein, aber nie sprachlos werden. Aus diesem Grund möchten wir uns als Microsoft Deutschland mit unseren Partnern und Kunden konstruktiv einbringen und den Fortschrittsdialog voranbringen. Wir wollen Austausch und Vernetzung fördern, wollen lösungsorientiert zeigen, wie nachhaltig digitaler Fortschritt möglich wird.
Jahrzehnt des Aufbruchs
Gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey hat Microsoft Deutschland deshalb ein Langzeitmonitoring angestoßen. Dieses beobachtet kontinuierlich, wie sich die Fortschrittsprioritäten der Menschen in Deutschland entwickeln: Wo sie die größten Entwicklungen sehen, wo den größten Bedarf, welche Akteure sie als gestaltende Kräfte wahrnehmen. Etwa bei der Klimawende, bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen und bei der Cybersicherheit. Der Fortschrittsmonitor soll sichtbar machen, welche Prioritäten in der Gesellschaft ganz oben stehen und wie die Menschen den „Anpackfaktor“ einschätzen – also die Entschlossenheit der Entscheider*innen und das Umsetzungstempo der wichtigsten Fortschrittsprojekte. Das „Jahrzehnt des Aufbruchs“ gelingt dann, wenn alle das Gefühl haben, dass es vorangeht, die richtigen Themen adressiert und Projekte entschlossen angepackt werden, daran glaube ich fest.
Um unserer Verantwortung als Unternehmen gerecht zu werden, wollen wir dazu auch selbst einen aktiven Beitrag leisten – im Dialog mit anderen Partnern. Deshalb setzen wir verstärkt auf gemeinsame Angebote. Unsere Corporate-Social-Responsibility-Aktivitäten haben wir beispielsweise geöffnet und kooperieren in diesem Bereich jetzt mit VW und DHL. Wir sind überzeugt, gemeinsam mehr erreichen zu können – zum Beispiel, indem wir Qualifizierungsangebote zusammen fördern. Mit der „Future Work“ haben wir gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) eine offene Plattform geschaffen, die Unternehmen, Politik, Wissenschaft und allen Interessierten den Dialog zur Zukunft der Arbeit eröffnet. In diesem Jahr hat das Festival im Juni den Schwerpunkt Nachhaltigkeit.
Was bedeutet nachhaltig digitaler Fortschritt? Darin stecken zwei Ambitionen: Das Digitale nachhaltig zu machen und das Nachhaltige digital. Denn digitale Lösungen können auf vielfältige Weise dazu beitragen, Nachhaltigkeitsprobleme zu lösen. Damit sie jedoch nicht selbst zum Problem werden, müssen sie auch für sich genommen nachhaltig sein. Der Energieverbrauch der Digitalisierung ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Punkt. Microsoft hat sich selbst ambitionierte Ziele gesteckt, um die eigenen Emissionen zu verringern und Kunden Lösungen anzubieten, mit denen sie ihre Emissionen erfassen und reduzieren können. Laut einer Bitkom-Studie können die CO2-Emissionen Deutschlands durch die Digitalisierung bis 2030 um 20 Prozent verringert werden – der Stromverbrauch digitaler Geräte und Rechenzentren ist dabei schon eingerechnet.
Ein Fortschrittsdreiklang
Um eine Welt zu schaffen, die wir und unsere Kinder auch in 20, 30 und mehr Jahren als lebenswert empfinden, müssen wir allerdings nicht nur gegen den Klimawandel, sondern auch gegen Hunger, für eine bessere Bildung kämpfen – und uns um medizinische Versorgung und sauberes Trinkwasser für alle kümmern. Kurz: um die komplette Bandbreite an Themen, die die Vereinten Nationen in ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen festgehalten haben. Für eine nachhaltige Zukunft brauchen wir Fortschritte auf all diesen Feldern. Nur dann profitieren wirklich alle Menschen davon. Nachhaltigkeit fängt mit Klimaschutz an, aber hört damit noch lange nicht auf.
Vielfach spielen mehrere Nachhaltigkeitsebenen zusammen, wie sich am Beispiel Lebensmittelverschwendung zeigt. Der Kampf gegen Hunger zählt zu den UN-Nachhaltigkeitszielen. Lebensmittelproduktion ist aber auch aufwendig, benötigt Ackerfläche, Maschinen, Wasser, Energie für Transport, Kühlung und Verarbeitung. Das bedeutet: Weggeworfene Lebensmittel sind überflüssige Emissionen. Eine Untersuchung der UN schätzt, dass acht bis zehn Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen auf weggeworfene Lebensmittel entfallen könnten – auf dem Acker, in Transport- und Verarbeitungsbetrieben, im Handel, in Restaurants und bei uns zu Hause.
Hier lassen sich digital nachhaltige Fortschritte als Synergien realisieren, wie das Unternehmen Bizerba aus dem schwäbischen Balingen zeigt, der Weltmarktführer für Wäge-, Schneide- und Auszeichnungstechnologie in Industrie und Einzelhandel. Bizerba hat ein mitdenkendes Lebensmittelregal für Supermärkte ausgetüftelt: Das „Smart Shelf“ hat integrierte Sensoren und nutzt Microsofts Azure-Cloud, um den Bestand in jedem Fach zu ermitteln. Diese Informationen können die schlauen Regale auch gleich an andere Geräte weitergeben. In einer Backstation kann das Regal dem Ofen melden, dass er keine Croissants mehr nachbacken soll, weil das Fach noch voll ist. Oder es kann auf digitalen Preisschildern einen Rabatt für die Artikel geben, die zeitnah abverkauft werden müssen. So landet weniger Essen im Müll und weniger unnötiges CO2 in der Atmosphäre.
Ähnliche Muster zeigen sich immer wieder: Die großen Risiken und Krisen unserer Zeit sind nie auf einen einzelnen Bereich unseres Gemeinwesens beschränkt, sondern verschränken politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Dimensionen, weisen mitunter sogar untereinander direkte Verbindungen auf. Die Energieversorgung Deutschlands ist für unsere Reaktion auf den Klimawandel genauso eine relevante Frage, wie sie unsere Position zu Russland und der Ukraine mitbestimmt. Cybersecurity ist die Voraussetzung für digitale Zukunftssicherheit, weil das Vertrauen der Menschen in Innovationen und Fortschritt davon abhängt, dass diese ihr Leben besser machen und nicht riskanter. Bei sämtlichen Fortschrittsthemen wird es zunehmend zur Herausforderung, qualifizierte (Fach-)Arbeitskräfte zu finden. Umso wichtiger ist es, nachhaltig digitalen Fortschritt nicht als Inselthema zu betrachten, sondern als Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem.
Den Technologien vertrauen
Ohne innovative Technologien werden wir es nicht schaffen, sowohl unseren Wohlstand als auch unseren Planeten zu retten. Wir brauchen technologische Innovationen, um die industrielle Produktion, Mobilität oder Energienetze effizient und nachhaltig zu gestalten, die Lebensgrundlagen zu schützen, die Gesellschaft einzubinden und Teilhabechancen für die Menschen zu eröffnen. Ebenso notwendig ist es allerdings auch, dass Menschen diesen Technologien vertrauen – und das ist alles andere als selbstverständlich. Auch hier ist die Technologieindustrie in der Verantwortung. Es genügt nicht, in die Entwicklung immer innovativerer Produkte und Lösungen zu investieren, wir müssen ebenso große Anstrengungen unternehmen, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Wir müssen dazu beitragen, dass die Menschen die Technologien, die ihr Leben tiefgreifend prägen, besser verstehen und anwenden können – denn nichts macht so viel Angst wie das Unbekannte. Und wir müssen die Wünsche, die Erwartungen und Sorgen der Menschen kennen und einbeziehen.
Eine Bemerkung aus Becks „Weltrisikogesellschaft“ ist an dieser Stelle erwähnenswert. Er warnt davor, im Angesicht von Risiken und Katastrophen in einen „Fortschrittspessimismus“ zu verfallen. Darunter versteht er eine Haltung, die Wandel vor allem als Niedergang tradierter Werte beklagt. Doch Beck macht deutlich: Wandel ist eine Chance und Fortschritt möglich. Ganz in diesem Sinne wollen wir durch Dialog auch den „Fortschrittsoptimismus“ fördern. Wir wollen möglichst viele Menschen überzeugen, dass eine nachhaltig digitale Zukunft möglich, machbar und erstrebenswert ist. Und wir sie gemeinsam erreichen können.