Die digitale Transformation gestalten: Fokus Automobilbranche
![Foto von Lennart Wetzel, Manager Government Affairs](../renderingassets/legacy/LennartStudioAnkaBardeleben5121-320x320.jpg)
veröffentlicht am
Durch das Innovationstempo im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist die Vision des automatisierten Fahrens in greifbare Nähe gerückt. Gleichzeitig entsteht das Versprechen eines sichereren Straßenverkehrs, verbesserten Steuerungsmöglichkeiten und einer damit einhergehenden effizienteren Nutzung des gesamten Verkehrsraums, was neue Möglichkeiten für intelligente Stadtplanung eröffnet.
Vor diesem Hintergrund haben wir mit Fachexperten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Rahmen eines Roundtables-Gesprächs offen und ergebnisorientiert diskutiert, welche Herausforderungen praktischer, regulatorischer und politischer Natur überwunden werden müssen, um diese Versprechen umsetzen zu können und praxisnahe Handlungsempfehlungen für die beteiligten Akteure erarbeitet.
Wirtschaft
Grundsätzlich müssen alle Beteiligten aktiv dazu beitragen, das Vertrauen in und die Akzeptanz von autonomen Systemen zu fördern. Unternehmen können hier insbesondere dadurch unterstützen, dass sie autonome Systeme für die Menschen zugänglicher machen. Die Fahreigenschaften könnten beispielsweise so programmiert werden, dass sie menschliche Verhaltensmuster z.B. beim Anfahren, Bremsen oder Einfahren in eine Kurve übernehmen. Unternehmen sollten aber vor allem darauf achten, für die Menschen attraktive Produkte zu schaffen, die einen offensichtlichen Mehrwert bieten und damit den Nutzen autonomer Systeme klar erkennbar machen.
Darüber hinaus ist die Industrie dazu aufgerufen, der Politik konkrete Vorschläge für die Schaffung und die Ausgestaltung des autonomen Verkehrssystems zu unterbreiten und damit aktiv dabei unterstützen, ein ausgewogenes Regelwerk zu erarbeiten.
Politik
Die Politik sollte zügig den notwendigen Gesetzgebungsprozess initiieren, der neben der Lösung regulatorischer Fragen wie Haftungsregelungen und Dateneigentum auch ethische Aspekte berücksichtigt. Gleichzeitig sollte dieser Rahmen festlegen, wie die notwendige digitale Infrastruktur aufgebaut und welche Förderinstrumente zur Unterstützung des autonomen Fahrens eingesetzt werden sollten. Zudem sollte die Frage geklärt werden, welche Institutionen geschaffen oder befähigt werden sollten, autonome Systeme zu zertifizieren und zu kontrollieren.
Nach aktuellem technischen Stand könnten möglicherweise bereits 2021 voll autonom fahrende Fahrzeuge auf den Markt kommen – ein üblicherweise drei bis vier Jahre dauerndes Gesetzgebungsverfahren könnte angesichts der zusätzlich noch folgenden Übersetzung in praktisches Unternehmenshandeln zu erheblichen Verzögerungen führen und Deutschland gegenüber anderen, agileren Ländern ins Hintertreffen bringen. Die für die Entwicklung des rechtlichen Rahmens derzeit am besten geeignete politische Ebene ist die Europäische Union. Durch die Festlegung einheitlicher Regelungen im Binnenmarkt kann sichergestellt werden, dass der autonome Individualverkehr auch grenzüberschreitend uneingeschränkt funktioniert.
Auch jenseits ihrer gesetzgeberischen Aktivitäten sollten Politik und Verwaltung eine Vorreiterrolle einnehmen. Anstatt die weitere Entwicklung der Technologie unter juristischen Vorbehalt und auf in diesem Bereich noch offene Fragen zu verweisen, sollten ausgehend von einer stärkeren „Think Big“-Mentalität umfangreiche Förderprojekte angegangen werden. Teil dessen könnte die Schaffung großflächiger und auch urbaner Erprobungsräume für das autonome und vernetzte Fahren sein. Darüber hinaus könnte die Zusage, ausgewählte staatliche Fahrzeugflotten bei ausreichendem technologischen Reifegrad unmittelbar auf autonome Fahrzeuge umzustellen, zu mehr Planungssicherheit auf Seiten der entwickelnden Unternehmen führen. Am Ende würde aber vor allem eine positive Botschaft stehen: Die Implementierung neuer Technologien wird durch staatliche Organe aktiv unterstützt.
Der Roundtable war Teil einer Gesprächsreihe, in der wir in den kommenden Monaten gemeinsam mit hochrangigen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation für sechs Schlüsselsektoren in Deutschland diskutieren möchten.
Die nächste Sitzung findet am 14. März zum Thema Handel statt.