Die Zukunft der Arbeit hängt nicht am Home Office, sondern an der Qualifizierung
![Foto von Astrid Aupperle, Leiterin Gesellschaftliches Engagement](../renderingassets/personas/astrid-aupperle.jpg)
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Das Home Office als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie – es ist das Symbol schlechthin für das Jahr 2020 und die Wucht der Veränderungen, die unsere Arbeitswelt in diesem Jahr auf den Kopf gestellt haben. Mein bestätigtes Learning auf der #futurework20 in Berlin, dem größten Festival zur Zukunft der Arbeit: Mit Heimarbeit auf Krisen zu reagieren, ist alles andere als eine revolutionäre Idee.
![Sabine Bendiek und Steffen Kampeter](/de-de/berlin/renderingassets/futurework20.jpg)
Eine kleine Zeitreise zurück nach 1973. Es ist das Jahr der Ölkrise, Benzin wird knapp und teuer. Schon da kommt die Frage auf: Warum fahren die Leute eigentlich mit Autos an zentrale Orte, um dort zu arbeiten? Was wäre denn, wenn sie sich das sparen könnten? Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, erzählt die Geschichte auf der #futurework20. Der Begriff „Telearbeit“ macht Karriere, Konzepte für „Telecomputer“ werden entwickelt. Allerdings: Durchsetzen können sie sich nicht. Eine Erinnerung an uns, dass nicht alles, was jetzt in der Krise ausgedacht und ausprobiert wird, auch auf Dauer bleiben muss.
Die Digitalisierung allerdings wird diesmal bleiben, daran zweifelt niemand. Es wäre sogar schlimm, wenn sie das nicht würde. Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): „Wir dürfen nach Corona nicht so arbeiten wie vor Corona. Sonst hätte uns die ganze Krise nichts gebracht und die Chance wäre verpasst.“ Die BDA hat die futurework mit Microsoft zusammen ins Leben gerufen. Für Sabine Bendiek, Vorsitzende unserer Geschäftsführung bei Microsoft Deutschland, ist es heute sogar gerade die Digitalisierung, die Unternehmen dabei hilft, die Krise zu überleben. Doch auch sie erinnert uns daran: „Eines müssen wir uns ins Stammbuch schreiben, das Home Office ist noch nicht die digitale Transformation.“ Was aber dann?
Wir brauchen breite Allianzen für digitale Qualifizierung!
Egal, um welches Thema sich ein Vortrag oder eine Paneldiskussion bei der futurework dreht – früher oder später landen sie fast alle bei einem Thema: digitale Qualifizierung. Und es gibt sehr gute Gründe dafür, dass wir uns das Ziel setzen sollten, nicht das Home Office zum Symbolwort des Jahres 2020 zu machen – sondern die digitale Qualifizierung.
Anna-Lena Müller zum Beispiel ging der Frage nach, wer Gewinner und Verlierer der Entwicklungen in der Pandemie sind. Und kam zu dem klaren Ergebnis: Digitale Kompetenzen machen Gewinner. Quer durch alle Branchen. Nur ein Beispiel: Wer Baupläne noch mit Stift auf Papier bearbeitet, kann sie nicht so gut mit Kunden teilen wie Konkurrenten, die digital arbeiten. Steffen Kampeter machte klar: „Bildung ist die eigentliche soziale Frage. Bildung schafft sozialen Aufstieg. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Digitalisierung zu Bildungsungleichheiten führt.“ Zu viel hänge bei der Digitalisierung in Schulen von einzelnen Lehrkräften ab, gerade bei digitalen Lösungen während der Schulschließungen. Er warb stattdessen für eine breit angelegte Bildungsoffensive.
Unserer Unterstützung kann er sich dabei sicher sein. Microsoft macht sich schon lange für das Thema digitale Qualifizierung stark. Die Palette unserer Angebote reicht mittlerweile von Kindern über Schüler*innen und Student*innen bis zu Berufstätigen und Führungskräften.
Auch die Beschäftigten wollen mehr Qualifizierung
Für die #futurework20 wollten wir wissen, welche Fähigkeiten Unternehmen benötigen, um Krisen erfolgreich zu bewältigen, und wie gut Unternehmen in Deutschland dabei aufgestellt sind. Microsoft und BDA haben deshalb beim Daten- und Analytikunternehmen GfK den „Resilienz-Check 2020“ in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind sehr ermutigend: Unternehmen haben in der Krise in ihre IT investiert, sie haben sich an neue Arbeitsweisen gewöhnt und sind insgesamt flexibler geworden, Führungskräfte vertrauen ihren Mitarbeitern und geben ihnen Freiräume. Hier geht es zu den Resultaten im Detail.
Wir haben uns außerdem dafür interessiert, was Unternehmen brauchen, um nach Krisen nicht nur schnell auf das Ausgangslevel zurückzukommen, sondern um sich neu aufzustellen und stärker aus der Krise zu kommen als vorher. Sage und schreibe 80 Prozent der Beschäftigten sagen, dass die Weiterbildung der einzelnen Mitarbeiter*innen entscheidend ist. Und ebenso viele wollen eine Unternehmenskultur, die lebenslanges Lernen fordert und fördert. Ich bin überzeugt: In Weiterbildung und Qualifizierung liegt der Schlüssel für Unternehmen, diese und künftige Krisen besser zu bewältigen. Und zugleich auch innovativer zu werden. Denn auch das zeigt unser Resilienz-Check: Dieselben Fähigkeiten, die für die Bewältigung von Krisen nötig sind, brauchen Unternehmen auch für die digitale Transformation.
Und vielleicht kann sich auch die Politik ein bisschen was dabei abschauen. FDP-Chef Christian Lindner hat von „New Work“ jedenfalls schon den Bogen zu „New Politics“ geschlagen – noch ein anregender Denkanstoß auf der #futurework20. Denn flache Hierarchien, Vertrauenskultur und moderne Führung sind nicht bloß ein Thema für Unternehmen. „Warum übertragen wir das nicht auf den Staat?“, fragt Lindner. Den alten, preußischen Obrigkeitsstaat, der harte Ansagen macht: Brauchen wir nicht mehr! Stattdessen flache Hierarchien, ein Dialog auf Augenhöhe, Vertrauen in die Bürger – ein spannender Gedanke!