EateryAtEight mit Tim Maurer - Cyber Mercenaries
![Foto von Dr. Guido Brinkel, Leiter Regulierungspolitik](../renderingassets/legacy/GuidoStudioAnkaBardeleben5214-320x320.jpg)
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Wer hat eigentlich die Macht im Cyberspace in Zeiten globaler digitaler Angriffswellen und ernstzunehmender Warnungen vor digitalen Kriegen? Diese Grundfrage wirft Tim Maurers Buch Cyber Mercenaries (Digitale Söldner) auf, das der Autor im Rahmen einer Diskussionsrunde bei Microsoft Berlin vorstellte.
Fünf Jahre lang hat der Cybersicherheits-Experte internationale Internet-Angriffe und das Zusammenspiel zwischen Regierungen, staatlichen Hackern und privaten Akteuren recherchiert. Herausgekommen ist eine spannende Kombination aus anekdotischen Erkenntnissen und wissenschaftlicher Analyse. Während etwa in Deutschland die neu geschaffene „Hacking-Behörde“ ZiTIS mit der Rekrutierung von Fachkräften auf Basis von BAT Tarifverträgen kämpft, lässt der Iran Hacker für sich arbeiten und erkennt dies als Ableistung des Militärdienstes an.
Dass sich Staaten im Cyberspace privater Akteure bedienen ist nach den Recherchen Maurers längst eher die Regel als die Ausnahme. Freilich umfasst die Art der Kooperation ein äußert breites Spektrum - vom absichtlichem Gewährenlassen krimineller Akteure durch Staaten bis hin zu echten Vertragsbeziehungen, wie sie im Zuge der Snowden-Enthüllungen erstmal öffentlich diskutiert wurden.
Maurer betonte in der Diskussion, dass die Verquickung von staatlichen Institutionen und privaten Akteuren vor allem dort zur Gefahr wird, die Staaten digitale Söldner am Ende nicht unter Kontrolle haben und Kollateralschäden mit teils weltweiten Auswirkungen eintreten.
Auf die komplexen sicherheitspolitischen und technischen Fragen hat die internationale Staatengemeinschaft bislang noch keine wirkliche Antwort gefunden, analysierte der Co-Director der Cyber Policy Initiative des Think Tanks Carnegie Endowment auf eine Publikumsfrage. Zwar gäbe es mit Initiativen wie der von Microsoft ins Spiel gebrachten digitalen Genfer Konvention neue Denkanstöße in Richtung verbindlicher internationaler Normen. Durch die sehr unterschiedliche Auslegung, was Staaten unter dem Begriff Sicherheit im Netz verstehen, stehen rasche politische Durchbrüche jedoch nicht zu erwarten.
So setzten westlich geprägte Staaten den Bereich Cybersicherheit mit der Sicherung technologischer Infrastrukturen im Netz in Verbindung. Autoritär geprägte Staaten legen stattdessen ein Verständnis im Sinne von Informationssicherheit zugrunde. Gemeint ist damit letztlich staatliche Informationskontrolle - mit weitreichenden menschenrechtlichen Konsequenzen.
Maurer verwies auf bestehende Initiativen zu einem völkerrechtlichen Regelwerk, zum Beispiel auf Ebene der Vereinten Nationen. Wie viele Kompromisse bei Kooperationen mit anderen Staaten eine Regierung allerdings eingehen sollte, sei indes eine äußert schwer zu beantwortende Frage.