ReDI School-Gründerin Anne Kjær Bathel: „Verantwortung zu übernehmen ist für mich nicht nur ethischer Imperativ“
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Als führender Technologieanbieter übernehmen wir bei Microsoft Verantwortung für die Veränderungen, die wir mit unseren Innovationen anstoßen. Und wir sind davon überzeugt: Die Zeit für Alleingänge ist vorbei. Das neue Jahrzehnt verlangt gemeinsame und glaubwürdige Antworten auf große Herausforderungen – wie beispielsweise den Wandel am Arbeitsmarkt.
Deshalb ist Microsoft Partner der ReDI School of Digital Integration, die insbesondere Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund die in Deutschland so dringend gesuchten IT-Kenntnisse vermittelt. Dafür kombiniert die ReDI School kostenlose Programmier- und Computerkurse mit einem Karriereprogramm sowie der Möglichkeit, mit der Startup- und Digitalbranche zusammenzuarbeiten. Mitarbeiter*innen von Microsoft unterrichten unentgeltlich, wir stellen Schulungsräume an unseren Standorten zur Verfügung und steuern als Sponsor auch finanzielle Unterstützung bei.
Ich habe mit der Gründerin der ReDI School, Anne Kjær Bathel, über das Thema Verantwortung gesprochen. Und hier kommen ihre Antworten:
Astrid: Aus Deiner Sicht, was bedeutet gesellschaftliche Verantwortung in der heutigen Zeit?
Anne:Die globalen Herausforderungen sind heute so komplex, dass es die Intelligenz aller Menschen braucht, um sie zu lösen. Die Zivilgesellschaft, die Regierung, die Wissenschaft und die Wirtschaft müssen gemeinsam an der Entwicklung schneller, intelligenter und nachhaltiger Lösungen arbeiten. Ich glaube, dass alle Bürger Verantwortung für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft tragen. Die gute Nachricht ist, dass die Menschen wirklich gerne Probleme lösen und sich gegenseitig helfen. Wenn man anderen hilft, hat man das Gefühl, etwas bewirken zu können. „Wenn man gibt, empfängt man“, hat Erzbischof Desmund Tutu treffend gesagt. Denk nur an das letzte Mal, als Du selbst um Hilfe gebeten wurdest. Warst Du da nicht stolz? Als wir 2015 die ReDI School gegründet haben, war einer unserer Leitsätze: „Wenn du schnell gehen willst, reise allein. Wenn du weit gehen willst, reise gemeinsam“. Und wir sind schon ganz schön weit gekommen: Seit dem Start der ReDI School im Jahr 2015 haben wir 4703 Freiwillige und 6802 Teilnehmer beschäftigt. Es ist eine tolle Gemeinschaft entstanden, die gemeinsam Lösungen entwickelt.
Astrid: Und wie würdest du den Verantwortungsbegriff speziell für Unternehmen übersetzen?
Anne:Ich bin der Meinung, dass Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unserer Gesellschaft spielen und nicht nur gegenüber ihren Aktionären Verantwortung übernehmen sollten. Bei KaosPilot habe ich gelernt, Projekte mit Blick auf eine Win-Win-Win-Situation zu konzipieren. Das ist Teil meiner beruflichen DNA geworden. Mein Ziel ist es, immer einen echten Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen. Auch die Überlegungen des Harvard-Business-School-Professors Michael Porter über die Verbindung von strategischem Management und CSR, den er unter dem Begriff "Shared-Value" zusammenfasst, haben mich sehr inspiriert. Ich glaube, dass Unternehmen den größten Beitrag zur Gesellschaft leisten können, wenn sie sich dabei auf die eigenen Stärken konzentrieren. Ich selbst bin auch immer auf der Suche nach der Verbindung zwischen Wettbewerbsvorteilen und unternehmerischer Verantwortung. Bei der ReDI School schaffen wir einen Mehrwert für unsere Schüler – sie erhalten eine Ausbildung und können sich schneller in den Arbeitsmarkt integrieren. Wir schaffen einen Mehrwert für Unternehmen, die Zugang zu technischen Talenten und einer vielfältigen Belegschaft erhalten. Und wir schaffen einen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft, denn ReDI spart den Kommunen viel Geld, wenn Sozialhilfeempfänger in Arbeit kommen und Steuern zahlen.
Astrid: Wie lässt sich Verantwortung effektiv in Handeln umsetzen?
Anne: Partnerschaften sind wichtig: Die ReDI School arbeitet mit mehr als 100 Unternehmen zusammen: großen und kleinen, lokalen und globalen Akteuren. Einige als Partner, andere als Spender oder durch pro-bono Unterstützung. Dank der Zusammenarbeit mit Microsoft konnte die ReDI School beispielsweise den ‘ReDI Talent Pool‘ entwickelt, eine Online-Jobbörse, auf der einerseits Unternehmen nach Talenten unter den ReDI Alumni suchen können und andererseits unsere Alumni Jobs und Praktika bei Unternehmen wie Microsoft, im Microsoft-Partnernetzwerk finden können. Menschen sind auch wichtig. Unternehmen bestehen aus Menschen. Und wenn die Menschen in den Unternehmen ermutigt werden, ihre Fähigkeiten zu nutzen, um anderen zu helfen, dann wird CSR zu einer echten Erfahrung, die das Herz berührt und den Horizont der Unternehmensmitarbeiter erweitert. So engagieren sich Microsoft-Mitarbeiter auch persönlich und unterrichten an der ReDI School. Sie unterstützen bei Hackathons, sind 1:1-Mentoren, helfen bei Karriere-Workshops oder halten Vorträge und inspirieren unsere Schüler als Vorbilder.
Astrid: Last but not least, was bedeutet Verantwortung für Dich ganz persönlich?
Anne: Ich habe ein T-Shirt von meinem Lieblings-Podcast The Heretic, auf dem steht „Build what matters“ – und daran halte ich mich auch wirklich! Verantwortung zu übernehmen ist für mich ethischer Imperativ. Ich wurde in Friedenszeiten in einem der wohlhabendsten und gerechtesten Teile der Welt geboren. Meine Stärken zu nutzen, um Menschen zu helfen, fühlt sich schlicht wie gesunder Menschenverstand an. Auf der anderen Seite haben mein ReDI-Team und ich das Glück, dass wir uns im Job voll und ganz der Übernahme von Verantwortung widmen können. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit! Ich denke, dass viele Menschen danach streben, mehr Gutes zu tun und der Gesellschaft mehr zurückzugeben, aber sie finden sich in Jobs wieder, in denen sie keinen Sinn sehen, weil sie auf das Gehalt angewiesen sind. Aber Verantwortung zu übernehmen, kann auch bedeuten, sich um Familie und Freunde zu kümmern. Gutes in der Welt zu tun, beginnt zu Hause. Für alle diejenigen, die Zeit haben, sich ehrenamtlich zu engagieren: Wir suchen immer nach Menschen mit technischen Kenntnissen, die einmal pro Woche 2 Stunden bei uns unterrichten wollen. Auch Fachleute, die im technischen Bereich tätig sind und sechs Monate lang eine Stunde pro Monat einen ReDI-Schüler betreuen möchten, sind bei uns herzlich willkommen. Mehr über Ehrenamt bei ReDI School erfahren Sie hier.