Safer Internet Day 2022 - Digital Civility Index erhebt Risiken im Netz
![Foto von Tanja Boehm, Managing Director Corporate Affairs | Leiterin Microsoft Berlin](../renderingassets/personas/tanja-boehm.jpg)
veröffentlicht am
Insbesondere in Zeiten, in denen wir anderen Menschen nicht so nah sein können, wie wir es uns wünschen, bietet uns das Netz Raum für Austausch. Das schlägt sich auch in der Bildschirmzeit nieder: 10 Stunden verbringen die Deutschen durchschnittlich jeden Tag vor dem Bildschirm – ein Zuwachs von zwei Stunden seit Beginn der Pandemie. Umso wichtiger ist es, dass die digitale Welt ein sicherer Ort für alle ist.
Tatsächlich ist das Internet aber für viele Nutzer*innen auch ein Ort, an dem sie Cyber-Mobbing und Belästigungen ausgesetzt sind. Die Daten des diesjährigen Microsoft Digital Civility Index zeigen, dass die Freundlichkeit im Netz in 18 Ländern, unter anderem auch in Deutschland, im vergangenen Jahr schlechter wahrgenommen wurde als noch im Vorjahr. So berichteten 35% der deutschen Befragten, dass sich die Umgangsformen während der Pandemie verschlechterten und nur 20 Prozent bewerten den allgemeinen Zustand der Online-Umgangsformen als gut – zwei Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Positiv hingegen hat sich die Wahrnehmung von Risiken und Bedrohungen im Netz entwickelt: Der Digital Civility Index, kurz DCI, ist global nochmals um zwei Prozentpunkte auf 65 Prozent gesunken und damit auf dem gleichen Stand wie zum Beginn der Studie im Jahr 2016. Der Index misst, wie stark sich die Internetnutzer*innen in 22 Ländern Bedrohungen persönlicher, sexueller, aufdringlicher oder diffamierender Art ausgesetzt sehen. Je niedriger die Punktzahl, desto geringer ist das Online-Risiko und desto höher ist die Bewertung der digitalen Umgangsformen.
Deutschland belegt den dritten Platz
Die Niederlande belegen wie im Vorjahr den ersten Platz: Hier wurde die Bedrohung durch Risiken im Netz von den Nutzer*innen am geringsten bewertet. Im Vergleich zum Vorjahr verbessert sich Deutschland um 7 Prozentpunkte auf 55 Prozent und belegt damit im internationalen Vergleich den dritten Platz, gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich. Insgesamt wurden 21 Online-Risiken untersucht, wobei in Deutschland ungewollte Kontaktaufnahme, der Empfang unerwünschter obszöner Nachrichten und Bilder und die Aufforderung zu sexuellen Handlungen am häufigsten wahrgenommen wurden. Tendenziell waren sowohl Männer aus auch Frauen diesen Risiken gleichmäßig ausgesetzt waren, wobei Frauen stärker von den psychischen und physischen Auswirkungen betroffen sind. So berichteten sie häufiger von verlorenem Vertrauen, schlechterem Schlaf oder einem geringeren Selbstwertgefühl. Sie bewerteten auch den Zustand der Umgangsformen im Netz als schlechter. Es gibt jedoch auch einen erfreulichen Trend: Die Risiken, denen sich Frauen in Deutschland insgesamt ausgesetzt sahen, sanken im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent, bei Männern um 3 Prozent.
![Die Grafik zeigt die Anzeichen von Covid-Müdigkeit: 14% mehr wahrgenommene Frustration und 7% mehr wahrgenommene Intoleranz im Internet.](/de-de/berlin/renderingassets/safer-internet-day-2022-digital-civility-index-erhebt-risiken-im-netz-muedigkeit.png)
Obwohl sich der Digital Civility Index in Deutschland verbessert und die Deutschen somit eigentlich weniger Risiken im Netz ausgesetzt waren, wird dieser Trend von den Befragten nicht so wahrgenommen: Die Befragten empfanden die Verhaltensweisen im Netz während der Pandemie als weniger positiv. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Wiederaufnahme vom Kontakt zur Familie und Freund*innen um 25 Prozent ab und auch die Wahrnehmung des Gemeinschaftsgefühls im Internet verringerte sich um 12 Prozent. Der Eindruck, dass immer mehr Menschen ihre Frustrationen online ausleben, stieg um 14 Prozent und auch die Toleranz anderen gegenüber sank in der Wahrnehmung um 8 Prozent. Bedauerlicherweise ist das bereits zum „neuen Normal“ für die Generation Z und Millennials geworden. 20 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe gaben an, dass sie jedes Mal, wenn sie online gehen, unangemessenes Verhalten wahrnehmen.
Mehrheit der Befragten für Klarnamenpflicht
Der Digital Civility Index zeigte in diesem Jahr für Deutschland aber auch einen weiteren erfreulichen Trend: Online-Meetings und -Unterricht förderten freundliche Online-Umgangsweisen. Eine große Mehrheit der Befragten gab an, dass sie sich durch Meetings und Kurse ermutigt fühlten, sich anderen gegenüber im Netz höflicher zu verhalten. Potenziale in für Veränderung sehen die Nutzer*innen in drei Bereichen: der Bildung, der Moderation von Inhalten und einer sogenannten Klarnamenpflicht. Ein Großteil der deutschen Befragten wünscht sich unabhängig von Alter und Geschlecht eine bessere Aufklärung über die Risiken der digitalen Welt. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, die Nutzer*innen zu befähigen, die Online-Risiken zu verstehen und sich im Internet zu schützen. Zudem stimmten die Befragten aus Deutschland auch weitgehend darin überein, dass Social Media-Unternehmen schädliche Äußerungen im Netz stärker moderieren müssen. Ein Großteil der Nutzer*innen plädierte in der Umfrage zudem für eine Klarnamenpflicht, sodass unangemessene Äußerungen nicht weiter ohne Konsequenzen bleiben.>
Seit 2016 befragt Microsoft im Rahmen des Digital Civility Index anlässlich des Safer Internet Days Jugendliche und Erwachsene aus 22 Ländern zu ihren Erfahrungen mit Online-Risiken. Je 500 Personen aus einem Land füllen die Webumfrage aus, woraus der globale und nationale DCI-Wert errechnet wird. Auch in diesem Jahr enthielt die Studie auch spezielle Fragen zu Online-Interaktionen während der Coronapandemie. Die dazugehörige Kampagne soll junge Menschen und Erwachsene dazu motivieren, Empathie zu zeigen sowie freundlich und höflich in Online-Interaktionen zu sein.