Von Regulierung und digitaler Souveränität: Exklusive Buchvorstellung mit Brad Smith
![Foto von Tanja Böhm, Managing Director Corporate Affairs | Leiterin Microsoft Berlin](../renderingassets/legacy/TanjaStudioAnkaBardeleben6512ENG-Q_640-320x320.jpg)
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So einen Andrang haben wir nicht alle Tage bei Microsoft Berlin. Lange Schlangen vor dem Einlass, kein Stuhl bleibt frei: Das Interesse an der deutschen Ausgabe des neuen Buches von Brad Smith, Präsident der Microsoft Corporation, ist riesig. Und für mich wenig verwunderlich. In „Tools and Weapons – Digitalisierung am Scheideweg“ setzen sich Brad und seine Mitautorin Carol Ann Browne mit einigen der drängendsten Fragen unserer Zeit auseinander: Was der Siegeszug der Digitalisierung für unser Leben bedeutet – und wie wir sicherstellen, dass die Digitalisierung zum Wohle der Menschen gestaltet wird.
![Warteschlange vor dem Microsoft Gebäude](../renderingassets/../renderingassets/waiting-line.jpg)
„Wir erleben einen nie dagewesenen Wohlstand“, stellt Brad zu Beginn seiner Keynote bei der exklusiven Buchpräsentation in Berlin fest, und gleichzeitig „leben wir in einem neuen Zeitalter der Angst.“ Angst vor Technologie, die uns zum Beispiel den Job wegnehmen könnte. Dabei sind es gerade Technologiesprünge, die schon immer Prosperitätsschübe ausgelöst haben – von der Dampfmaschine über die Elektrizität bis zum Verbrennungsmotor. Genauso wie diese Erfindungen wird die prägende Technologie unserer Zeit, Künstliche Intelligenz (KI), die nächsten drei Jahrzehnte prägen.
Auf diesem Weg ist Angst ist ein schlechter Begleiter. Ja, wir müssen ein sorgsames Auge auf technologische Entwicklungen haben. Angst jedoch hindert uns daran, die gewaltigen Potenziale von Technologien zu heben. Entscheidend ist, was wir aus Technologie machen – und dafür hat Brad einen ebenso klaren wie überraschenden Plan.
Warum Microsoft mehr staatliche Regulierung fordert
So sieht Brad den Staat in der Pflicht, sein Tempo zu erhöhen, digitale Kompetenzen aufzubauen und ja, Sie lesen richtig: Technologien stärker zu regulieren. „In der Geschichte hat es keine Industrie jemals geschafft, sich erfolgreich selbst zu regulieren“, befindet Brad. Automobil-, Gesundheits- oder Luftfahrtindustrie seien allesamt wunderbare Märkte. Und alle reguliert – mit Schutzstandards zugunsten der Konsumenten. „Die besten Märkte sind gesunde Märkte, und die gesündesten sind die, die Verbraucher schützen.“
![Brad Smith steht auf der Bühne und spricht](../renderingassets/../renderingassets/brad-smith-on-stage.jpg)
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist für Brad ein gelungenes Beispiel, wie Staaten in der digitalen Welt Regeln setzen können. Er appelliert an uns als Europäer, diesen Weg konsequent weiterzugehen: „Europa ist die Wiege der Demokratie. Hier liegen die größten Hoffnungen für Privatheit und Datenschutz.“ Als wichtigste nächste Schritte sieht er die Regulierung von automatisierter Gesichtserkennung mit KI und von Datenhändlern.
![Tanja Böhm steht auf der Bühne und hält einen Vortrag](../renderingassets/../renderingassets/tanja-boehm-on-stage.jpg)
Ich unterstütze diesen europäischen Weg sehr. Der Staat ist dabei allerdings nicht nur als Regulator gefordert, sondern auch selbst zur Mäßigung aufgerufen. Zu groß sind die Gefahren, wenn Staaten zu viel darüber wissen, was ihre Bürger denken – und diese keinen privaten Schutzraum mehr haben. Gemeinsam mit Brad und Carol Ann durfte ich vergangenes Jahr im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen einen früheren Häftling treffen. Dort wurden Menschen für ihre politischen Ideen in Isolationshaft gesperrt. „Diese Geschichte stammt aus Deutschland, aber aufgeschrieben haben wir sie für die Welt“, sagt Brad. Als Mahnung, was auch passieren kann, wenn Regierungen zu viele Daten haben.
Die richtige Balance für technologische Souveränität im digitalen Zeitalter
Datenschutz und Privatheit, Innovation und Wohlstand, soziale Netzwerke und die Gefahren für Demokratien, Cybersicherheit und Zukunft der Arbeit: Brad und Carol Ann lassen in „Tools and Weapons“ kein drängendes Tech-Thema und geben Einblicke in eines der größten Technologieunternehmen unserer Zeit. Eigens für die deutsche Ausgabe haben sie ein Kapitel geschrieben, das sich mit der Frage der digitalen Souveränität beschäftigt, die derzeit in den digitalpolitischen Debatten eine prominente Rolle einnimmt. Ein klares Zeichen, wie ernst Microsoft die Entwicklungen in Deutschland nimmt und welche Bedeutung Deutschland für Microsoft hat.
![Brad Smith und Carol Ann Browne signieren Bücher](../renderingassets/../renderingassets/brad-carol-ann-signing-books.jpg)
Souveränität hat viele Facetten. Einen Aspekt möchte ich an dieser Stelle aber besonders hervorheben: Souveränität bedeutet auch Wettbewerbsfähigkeit. Wie Brad und Carol Ann schreiben: „Selbst für die USA oder China wäre die vollständige Ablehnung von Produkten des jeweiligen Mitbewerbers oder anderer internationaler Dienste kurzsichtig.“ Sogar für sie gilt, ein „Szenario, bei dem die Kombination gelingt. Gleichzeitig ausschließlich auf eigene Technologien zu setzen und globale Performance-Standards zu erreichen, ist nahezu undenkbar.“
Das ist sowohl für Unternehmen relevant, die im globalen Wettbewerb bestehen wollen, wie auch für Staaten, die ihre nationale Sicherheit schützen möchten. Um es mit den Worten des Buches zu sagen: „Um erfolgreich zu sein, werden Regierungen eine Balance finden müssen. Eine Herangehensweise, die auf führende Technologien verzichtet, weil sie nicht aus Deutschland oder Europa stammen, wird jeden Aspekt wirtschaftlicher Entwicklung und nationaler Sicherheit verlangsamen.“
In kaum einem anderen Land ist der globale Anschluss in der KI-Ökonomie so wichtig wie in Deutschland. Unter den zehn größten Exportnationen hebt sich der Anteil der Exporte in Deutschland deutlich ab. Die deutsche Wirtschaft „floriert auch deshalb schon so lange, weil die global fortschrittlichsten Technologien für die Entwicklung und Herstellung dieser Exportprodukte nachhaltig und effektiv eingesetzt werden.“ Gleichzeitig muss jede Regierung darauf achten, dass die Daten im eigenen Land auch eigenen Unternehmen zu Gute kommen. Deswegen unterstützen wir das europäische Cloud-Netzwerk Gaia-X des Bundeswirtschaftsministeriums.