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Branche

3D-Druck im Unterricht: Ein Bericht aus der Praxis

Kompetenzen vermitteln mit 3D-Druck im Unterricht

Wir treffen Fabian Reinicke an einem verregneten Donnerstag im Oktober an einer Berliner Grundschule. Er ist gerade dabei, aus Epoxidharzkleber ein Baum-Memory für die Schüler*innen seines Pfadfinderprojekts vorzubereiten. Der Ausbilder und stellvertretende Projektleiter Praxislerngruppen des CJD Berlin-Brandenburg engagiert sich sowohl beruflich als auch ehrenamtlich im Bereich der Kinder- und Jugendbildung. Seine Tätigkeiten sind vielfältig und reichen von kleinen Projekten an Grundschulen bis hin zur Ausbildung von Schüler*innen ab Klassenstufe neun. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, welche Tipps und Beispiele er zum 3D-Druck im Unterricht aus der Praxis für die Praxis hat.

Hallo Fabian, du bist stellvertretender Projektleiter Praxislerngruppen des CJD Berlin-Brandenburg. Kannst du kurz erklären, worum es dabei geht?

Fabian Reinicke: „In den Praxislerngruppen können Schüler*innen der neunten oder zehnten Klasse der Sekundarschule ihren Abschluss machen und eine zweijährige Berufsorientierung absolvieren. Sie besuchen zweimal wöchentlich den Unterricht und erwerben an den restlichen drei Tagen berufliche Kenntnisse in den angegliederten Werkstätten. In der Regel handelt es sich um junge Heranwachsende, die keine Aussicht auf einen Schulabschluss haben und ohne die Unterstützung von mir und meinen Kolleg*innen den Sprung ins Arbeitsleben kaum schaffen würden. Dabei geht es sowohl um Schulverweigerer*innen als auch um Heranwachsende mit Lernschwierigkeiten.“

Das klingt herausfordernd. Wie schaffst du es, deine Schüler*innen zu motivieren?

Fabian Reinicke: „In meinem Bereich ‚Gesundheit und Pflege‘ werden morgens der Puls und Blutdruck mithilfe einer Schwesternuhr oder Sanduhr gemessen. Die Sanduhr hat eine Dauer von 15 Sekunden, sodass die ermittelte Zahl mit vier multipliziert werden muss. Dadurch starten die Personen unbewusst mit einer Matheaufgabe in den Tag, ohne das Gefühl zu haben, unterrichtet zu werden.

Da es keine geeigneten Spiele für meinen Bereich gibt, habe ich außerdem begonnen, selbst Spiele zu entwickeln. So habe ich gemeinsam mit den Jugendlichen ein Spielbrett für den Herzkreislauf erstellt und die Figuren mit einem 3D-Drucker ausgedruckt. Dadurch können die Schüler*innen den Herzkreislauf spielerisch erleben und verstehen. Auch ein Verdauungsspiel haben wir entwickelt, um einen visuellen Zugang zu komplexen Themen zu ermöglichen. Im medizintechnischen Bereich habe ich Gebisse ausgedruckt, damit die Schüler*innen Kronen bauen und in Zähnen bohren können. Falls etwas kaputt geht, kann ich es einfach erneut ausdrucken. Die Möglichkeiten, 3D-Druck im Unterricht einzusetzen, sind vielfältig.“

Spielebasiertes Lernen gehört zu den Unterrichtsmethoden von morgen. Denn gerade Spiele fördern die Motivation und holen Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt ab. Eine tolle Möglichkeit, spielebasiertes Lernen zu integrieren, ist Minecraft. Entdecken Sie die Minecraft: Education Edition, die speziell für den Einsatz im Unterricht entwickelt wurde.

Ein Gebiss aus einem 3D-Drucker.
Copyright: Sanja Wisniewski | Fabian Reinicke nutzt zur Erstellung von Gebissen 3D-Druck im Unterricht.

Deine Erfahrungen mit 3D-Druck im Unterricht erstrecken sich bis zu den Kleinsten. Kannst du ein Beispiel für den Einsatz von 3D-Druck an der Grundschule sagen?

Fabian Reinicke: „In einer Grundschule biete ich beispielsweise eine Tabletop-AG für Schüler*innen ab der dritten Klasse an. Dabei erstellen wir die Spielfiguren mithilfe eines 3D-Druckers. Gerade für Grundschulkinder ist es schwierig, dreidimensional zu denken und zu zeichnen. Der 3D-Drucker hilft ihnen dabei, diese Fähigkeiten zu entwickeln. Die Kinder beginnen mit einem Würfel, in den sie ein Loch machen, indem sie einen Quader in einen Block legen und ihn abziehen. Dadurch können sie ihn von allen Seiten betrachten und sind begeistert. Anschließend folgen kreative Phasen, in denen weitere Elemente hinzugefügt oder entfernt werden.

Fabian Reinicke erstellt mit seinen Schüler*innen mittels 3D-Druck im Unterricht Elemente für Spiele.
Copyright: Sanja Wisniewski | Fabian Reinicke erstellt mit seinen Schüler*innen mittels 3D-Druck im Unterricht Elemente für Spiele.

Wenn ich kleine Figuren ausdrucke, die die Kinder selbst zusammenkleben und bemalen müssen, werden sie ruhig und konzentriert. Viele fragen mich, wie ich das schaffe. Ich gebe ihnen eine Aufgabe! Es ist ihre Idee und sie übernehmen Verantwortung. Natürlich unterstütze ich sie bei der Gestaltung der Figuren und beim gemeinsamen Spiel am Ende. Diese Schritte sind jedoch unabhängig von der digitalen Welt. Ich produziere mit dem Computer etwas, womit die Schüler*innen analog spielen können. Dadurch zeige ich ihnen, dass ein PC und das Internet großartige Werkzeuge sind, aber man sie richtig nutzen sollte.“

Mit Microsoft Paint 3D lassen sich ganz einfach 3D-Modelle erstellen und bearbeiten, die sich als Basis für 3D-Druck nutzen lassen. Inspiration finden Sie in unserer Microsoft Schule von Morgen: Mixed Reality & Game-Based Learning. Wir zeigen Ihnen, wie die Bildung von morgen schon heute Wirklichkeit werden kann.

Wie kam die Idee, mit dem 3D-Drucker Spielzeug herzustellen?

Fabian Reinicke: „Es fällt mir auf, dass heutzutage viele Spielsachen einfach gekauft werden, während ich mich an meine Kindheit erinnere, in der wir aufgrund finanzieller Einschränkungen selbst gebastelt haben. Dieser kreative Aspekt fehlt vielen Kindern heutzutage. Deshalb ist es wichtig, selbst kreativ zu sein. Natürlich sehen die mit dem 3D-Drucker erstellten Autos nicht wie gekaufte Spielzeugautos aus, aber das ist unwichtig. Die Kinder sind stolz darauf, etwas Eigenes geschaffen zu haben. Natürlich faszinieren auch das Medium an sich sowie die Möglichkeit, mithilfe von 3D-Druck ein Spielzeug zu erstellen. Große und kleine Kinder sind immer wieder begeistert, wenn ich ihnen sage, dass sie etwas am Computer malen können und wir es dann ausdrucken.“

In unserer digitalisierten Welt verfügen Kinder bereits früh über technologische Kompetenzen, oder?

Fabian Reinicke: „Kinder und Jugendliche nutzen heutzutage vermehrt ihre Handys und verbringen wenig bis keine Zeit am Computer. Allerdings gibt es bestimmte Aufgaben, die sich auf dem Handy nicht so gut erledigen lassen. Wenn ich älteren Schüler*innen sage, sie sollen ein Word-Dokument öffnen, schauen sie mich oft verwirrt an und fragen: ‚Was ist ein Word?‘ ‚Wir möchten eine Bewerbung schreiben.‘ ‚Ich mache das mit meinem Handy.‘ ‚Nein, wir machen das auf einem Computer, einem Laptop, und du öffnest jetzt mal ein Textverarbeitungsprogramm!‘

Ich dachte auch immer, sie müssten das können, da sie viel mit Technologie zu tun haben, aber das ist nicht der Fall. Um ihre Kompetenz zu fördern, habe ich ebenfalls selbst Spiele entwickelt, wie das Spiel des Lebens für Neuntklässler. In einer Excel-Tabelle werden Berufswünsche, Berufsfelder und Verdienstmöglichkeiten eingetragen. Dann folgen Wohnung, Auto, Versicherung und Handy. Dabei merken einige Schüler plötzlich, wie unrealistisch ihre Vorstellungen sind und dass sie komplett überfordert sind. Gleichzeitig überdenken sie ihre Ansprüche und erkennen vielleicht, dass es von ihnen nicht fair war, sich letzte Woche bei den Eltern darüber zu beschweren, dass das Streaming-Abo nicht bezahlt wurde. Einige Schüler haben sich daraufhin bei ihren Eltern entschuldigt. Microsoft Excel ist also ein großartiges Instrument im sogenannten Spiel des Lebens, um für das wirkliche Leben zu lernen. Man kann direkt alles zusammenrechnen und nebenbei ein paar Formeln kennenlernen.

Im Bereich Rechtschreibung ist Microsoft Word ein nützliches Instrument, um Schüler*innen mit Rechtschreibschwäche zu unterstützen. Bei uns schreiben die Schüler*innen einmal pro Woche ein Berichtsheft und Kinder und Jugendliche mit Schwierigkeiten können es zunächst am Computer erstellen und die Rechtschreibhilfe nutzen, bevor sie es von Hand ins Heft übertragen.“

Mit Microsoft Education bieten wir Schulen starke Lösungen an. Die Microsoft Education Anwendungen bieten Bildungseinrichtungen eine breite Palette an vielseitigen Funktionen, ermöglichen eine zukunftsorientierte Unterrichtsgestaltung und erleichtern die zentrale Verwaltung der Geräte. Gleichzeitig sind sie konzipiert, um Bildungseinrichtungen ein zuverlässiges und benutzerfreundliches Betriebssystem zur Verfügung zu stellen.

Angefangen beim 3D-Druck im Unterricht: Du steckt viel Energie in das, was du tust. Was treibt dich an, was ist deine Vision?

Fabian Reinicke: „Wir haben so viele Technologien und sind so digital. Das alles zu verknüpfen, ist herausfordernd. Es geht beispielsweise beim 3D-Druck im Unterricht darum, etwas mit den Händen zu schaffen, aber gleichzeitig Technologie einzusetzen, um mich bei bestimmten Prozessen zu unterstützen. Das finde ich eine gute Symbiose. Wir müssen zusammen mit der Technologie wachsen. Und an dieser Stelle muss ich meine Schüler*innen mitnehmen. Es ist wichtig, eine Verbindung zwischen der digitalen und analogen Welt herzustellen. Wir sprechen oft über die Work-Life-Balance, aber hier geht es um die Lern-Spiel-Balance. Die Mischung macht es aus. Mit Technologie können wir spielen, aber auch lernen und Neues erschaffen.“

Wir begleiten Sie auf Ihrem Pfad durch die digitale Transformation Ihrer Schule und bieten mit unseren Veranstaltungs- und Fortbildungsprogrammen für Bildungseinrichtungen praxisorientierte Unterstützung. Zudem halten wir Sie durch unseren Microsoft Education Newsletter ständig über neue Angebote und spannende Themen aus dem Bildungsbereich auf dem Laufenden, die Sie keinesfalls verpassen sollten.