Neue Ankündigungen: Tiefere SAP-Integration für die Microsoft Power Platform
Mit der Übernahme von Clear Software durch Microsoft ergeben sich neue Funktionalitäten für Organisationen, die SAP in Kombination mit Power Apps, Power Automate und Logic Apps einsetzen. Dadurch werden die Nutzungsmöglichkeiten für die Power Platform erheblich erweitert.
Im Oktober 2021 hat Microsoft den Anbieter Clear Software übernommen, um die Konnektivität mit komplexen Systemen für die Unternehmenssteuerung zu erweitern – wie SAP oder Oracle E-Business Suite. Seither wurde intensiv daran gearbeitet, die Funktionalität aus Clear in mehrere Bereiche der Power Platform zu migrieren.
Nun wurde kürzlich die Public-Preview-Version neuer Funktionalitäten für die Power Platform veröffentlicht: Damit wird es Organisationen, bei denen SAP im Einsatz ist, erleichtert, ihre digitale Transformation voranzutreiben und ihre Geschäftsprozesse zu automatisieren.
Vordefinierte Power Apps für gängige SAP-Prozesse
Eine zentrale Rolle in der Public-Preview-Version spielen die vordefinierten Power Apps für Geschäftsprozesse wie Order-to-Cash und Procure-to-Pay, die als Download-Lösung mit der Bezeichnung „SAP-Integration“ bereitgestellt werden. Während der Private-Preview-Phase mit einigen ausgewählten Geschäftskunden war das einhellige Feedback, dass diese Apps wahre Game-Changer sind und sie es ganz erheblich vereinfachen, mehr Nutzen aus bestehenden Investitionen zu ziehen.
Für die Public-Preview-Version wurden auch zwei typischerweise sehr arbeitsintensive Aufgaben – nämlich die Auftragserfassung und die Bestellerfassung – abgebildet und optimiert: Alle zugehörigen Eingabefenster und Datenattribute wurden in einem einfachen Screen in Power Apps zusammengefasst. In den neuen Apps können Geschäftsanwender*innen diese Aufgaben nun viel schneller erledigen und gleichzeitig eine höhere Datengenauigkeit sicherstellen, da die Geschäftsregeln mit Power Automate automatisiert werden.
Das Beste daran: Da Power Apps vollständig konfigurierbar sind, können unsere Kunden die neuen App-Vorlagen ganz unkompliziert an die spezifischen Anforderungen ihrer Organisation anpassen.
Im Hinblick auf die allgemeine Verfügbarkeit (General Availability, kurz GA) ist noch eine Erweiterung der SAP-Integrationslösung geplant, sodass diese dann Power Apps für 25 der am häufigsten genutzten SAP-Geschäftsprozesse umfassen wird:
- Order-to-Cash: Kunden/Debitoren, Angebote, Verkaufsaufträge, Lieferungen, Kundenrechnungen, Kundenzahlungen und Stapelaktualisierungen für Preise
- Procure-to-Pay: Lieferanten/Kreditoren, Anfragen, Bestellungen, Wareneingänge, Lieferantenrechnungen und Lieferantenzahlungen
- Record-to-Report: Buchungen, Sachkonten, Kostenstellen, Profitcenter, Zuordnung von Zahlungseingängen und Stapel-Upload von Buchungsblattzeilen
- Make-to-Stock/Make-to-Order (MRP): Fertigungsaufträge/Verarbeitung, Materialien, Warenbewegungen, Anlagen und Geräte, Arbeitsaufträge und Lieferungen
Nachstehend sehen Sie ein Beispiel für die Purchase Orders Power App-Vorlage, in der Nutzer*innen SAP-Bestellungen durchsuchen, anzeigen, erstellen und bearbeiten können:
Vordefinierte Power Automate Flows für gängige SAP-Prozesse
Um die 25 Power Apps für SAP zu unterstützen, gibt es in der SAP-Integrationslösung auch entsprechend vordefinierte Flows für Power Automate. Diese Flows nutzen freigegebene APIs von SAP und laufen in der SAP-Umgebung jeder Organisation – unabhängig von der jeweils eingesetzten SAP-Version. Dies ist aus mehreren Gründen von großem Vorteil:
- Time-to-Value: Unsere Kunden brauchen nicht mehr mehrere Monate damit zuzubringen, Vorgänge zu recherchieren und mit den APIs zu experimentieren, um ihre Flows zum Laufen zu bringen. Die vordefinierten Flows sind sofort einsatzbereit, und es ist keine Installation auf den SAP-Servern unserer Kunden erforderlich.
- Keine technologischen Abhängigkeiten: Da die Eigenentwicklung von Code in SAP vermieden wird, profitieren Organisationen bei künftigen Upgrades von einer besseren Ausgangsposition und sind nicht an bestimmte Technologien gebunden.
- Nachhaltigkeit: Die von SAP veröffentlichten APIs werden schon seit Jahrzehnten unterstützt. Diese Flows werden deshalb ebenso lange funktionieren, wie SAP Support für seine zentralen APIs bietet.
Mit der Public-Preview-Version werden wir circa 20 Power Automate-Flows zur Verfügung stellen, die die Geschäftsprozesse rund um Order-to-Cash und Procure-to-Pay abbilden. Vor der allgemeinen Verfügbarkeit (GA) werden die Flows noch auf die Bereiche Record-to-Report und Make-to-Stock/Make-to-Order (MRP) ausgeweitet werden.
Hier sehen Sie ein Beispiel für einen vordefinierten Flow, um eine Bestellung in SAP zu genehmigen:
Erweiterte SAP-Systemverbindungen
Von unseren Kunden, die SAP im Einsatz haben, wurde uns häufig zurückgemeldet, dass sie einige der erweiterten Verbindungsparameter für eine Benutzersession nicht verwenden konnten, insbesondere für Message Server, die Load-Balancing zwischen Tausenden von Nutzer*innen unterstützen. Künftig ist es möglich, die hier aufgeführten Verbindungsparameter zu verwenden, um Message Server, Gateway Server und komplexere SSO-Konfigurationen zu unterstützen.
Mit der Public-Preview-Version sind diese Parameter über JSON-Umgebungsvariablen innerhalb der Lösungen verfügbar:
Auf diese Verbindungsparameter kann dann einfach mit dem neuen SAP Connector in Flows referenziert werden:
Noch vor der allgemeinen Verfügbarkeit (GA) werden wir eine vereinfachte Benutzeroberfläche zur Verfügung stellen, die über diese JSON-Umgebungsvariablen gelegt wird, sodass Systemadministrator*innen ihre komplexen Verbindungen einfacher pflegen und verwalten können.
Neues On-Premises Data Gateway
Wir veröffentlichen zudem eine neue Version des On-Premises Data Gateways, um zwei Anforderungen abzubilden:
- Abwärtskompatibilität: Aufgrund der Tatsache, dass wir einen neuen SAP Connector ausgeliefert haben, müssen wir für unsere Bestandskunden, die die frühere Version des SAP Connectors nutzen, sicherstellen, dass sie ihre Flows weiterhin ausführen können.
- Erweitertes SSO: Eine weitere häufige Rückmeldung unserer Kunden waren große Schwierigkeiten bei der Einrichtung und Ausführung von Single Sign-on (SSO) mit SAP. Das neue Gateway bietet erweiterte Funktionen wie Kerberos-Delegierung, sodass SSO nun zu einem nahtlosen Benutzererlebnis zwischen Power Apps, Power Automate und SAP wird.
Neuer SAP Connector und Action
Bislang gab es in Power Automate das bekannte Problem, dass nach Auswahl einer komplexen SAP-API die Parameter nach dem Abrufen des Schemas nicht gerendert werden konnten. Darüber hinaus gaben viele Kunden an, dass es schwierig sei, mit SAP-APIs zu arbeiten, sobald das Schema abgerufen worden war.
Künftig gibt es deshalb einen neuen SAP Connector und eine neue Action in Power Automate, die für folgende Verbesserungen sorgt:
- Flow-Maker können eine erweiterte SAP-Systemverbindung aus einem Dropdown-Menü auswählen, ohne die Systemdetails (wie IP-Adresse, Client-ID, Systemnummer) kennen zu müssen.
- Bei der Auswahl einer SAP-API werden nur die erforderlichen Parameter zurückgegeben, und der Flow-Maker kann bei Bedarf zusätzliche optionale Parameter angeben.
- Innerhalb der erweiterten Systemverbindung werden die SSO- und Data-Gateway-Parameter ausgeblendet, um die Anzahl der für die Action erforderlichen Datenelemente zu reduzieren und die Übersichtlichkeit zu verbessern.
Der folgende Screenshot zeigt die neue Action, die den neuen SAP Connector nutzt:
Es ist geplant, diese Maker-Umgebung anhand Ihres Feedbacks zum Arbeiten mit komplexen SAP-APIs weiter zu vereinfachen.
Neue Logic Apps Functions
Die Expression-Sprache in Power Automate basiert auf Logic Apps Functions. Um eine effizientere Verarbeitung der SAP-Daten zu ermöglichen, gibt es nun eine Reihe neuer Funktionen:
- isInt: Gibt True zurück, wenn das Datenattribut ein Integer ist. Dadurch können Flow-Maker festlegen, ob voranstehende Nullen zu SAP-Daten hinzugefügt werden sollen, bevor sie an SAP-APIs gesendet werden, beziehungsweise ob Werte aus SAP-Daten entfernt werden sollen, nachdem diese aus SAP abgerufen wurden.
- chunk: Teilt Textbereiche, lange Strings oder Dateiinhalte in ein Array von Zeichenfolgen fester Länge für SAP-APIs auf.
- sort: Sortiert ein Array von Objekten nach einem Schlüssel, der in jedem Objekt gefunden wird.
- reverse: Sortiert ein Array von Objekten rückwärts nach einem Schlüssel, der in jedem Objekt gefunden wird.
- dateDifference: Ermittelt die Differenz zwischen zwei Datumsangaben und gibt sie in der Zeiteinheit zurück, die in der Funktion angegeben ist. Dies ist besonders nützlich für Kunden, die eine zeitbasierte Fakturierung nutzen.
- isFloat: Einige SAP-APIs geben Währungszeichenfolgen im lokalisierten Format eines Users zurück, was zu Problemen bei mathematischen Operationen führen kann. Diese Funktion entfernt in Kombination mit float() die Formatierung, sodass die Rechenoperationen erwartungsgemäß durchgeführt werden.
- parseDateTime: Konvertiert die String-Darstellung eines Zeitstempels in ein standardmäßiges ISO 8601-Format. Diese Ausgabe dieser Funktion kann zuverlässig verwendet werden, um zusätzliche Operationen auf dem Zeitstempel auszuführen, beispielsweise spezifische Datums- und Uhrzeitfunktionen.
- formatDateTime: Ein neuer optionaler Parameter locale wurde zum bestehenden formatDateTime hinzugefügt. Erfolgt keine nähere Spezifizierung, wird der Default-Wert verwendet.
- nthIndexOf: Ermöglicht das Auffinden von nth eines Substrings.
- slice: Bietet eine neue Möglichkeit für die Extraktion eines Substrings. Der vorhandene Function-Substring ermöglicht bereits eine derartige Funktion, indem Start Index und Length bereitgestellt werden.
Im Folgenden sehen Sie ein Beispiel für einen Flow in Power Automate, mit dem geprüft wird, ob eine SAP Material-ID numerisch oder alphanumerisch ist. Ist sie numerisch, formatiert die Expression die SAP Material-ID mit voranstehenden Nullen, die von den APIs in SAP „erwartet“ werden:
Weiterführende Informationen
Die Dokumentation zur Public-Preview-Version finden Sie hier. Sie bietet eine Einführung in die Lösung und verschiedene Anleitungen, damit Sie Ihre Teams und Systeme optimal auf die SAP-Integration für die Power Platform vorbereiten können. Die verfügbaren Materialien für die Onlinedokumentation und Trainings werden im Zuge der Weiterentwicklung der Lösung laufend ergänzt und erweitert.
Fazit
Die hier vorgestellten Erweiterungen basieren direkt auf dem Feedback von Ihnen, unseren Kunden, und wir möchten Sie mit diesen neuen Funktionalitäten dabei unterstützen, mehr aus Ihren SAP- und Power Platform-Investitionen herauszuholen. Wenn Sie uns zur Public-Preview-Version Feedback geben möchten, nutzen Sie dafür sehr gern das globale Power Automate-Forum.
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